21 Jul 2013

Fairphone oder nicht Fairphone ist die Frage

Ich trage mich seit Längerem mit der Überlegung, mir ein neues Handy zu zulegen. Noch immer in voller Abstinenz lebend was „What´s app“ und Co. angeht. Freunde die begeistert von ihren neuen Smartphone-Errungenschaften berichten, weil ihr Anbieter ihnen ein tolles Angebot gemacht hat und ein „Nein, Danke mein altes funktioniert einwandfrei.“ oder die Frage woher die Teile und unter welchen Voraussetzungen das Produkt gefertigt wurde weggeweht wurden oder nicht bestanden. Ich wollte genauer hinschauen, welches Telefon, wenn überhaupt, für mich in Frage kommen würde. Nach endlos scheinenden Nachhaltigkeitsberichten von großen Herstellern, Grafiken die den Recyclingzyklus darstellen, Testergebnissen von unabhängigen Magazinen, Analysen woraus ein Handy überhaupt besteht und woher und von wem die Rohstoffe stammen, war ich reich an Informationen, aber nicht wirklich entschlussfreudiger.

Eines Tages, ich hatte dieses Thema vorerst für mich bei Seite gelegt, machte mich ein Freund auf ein, in den Niederlanden gegründetes Start-up aufmerksam. Die Macher des Fairphones haben 2010 als Projekt gestartet und haben nicht mehr loslassen können und wollen, als ihr eigenes fair gehandeltes Smartphone auf den Markt bringen zu wollen. Dabei vertreten sie weniger den Anspruch, die meisten Handys verkaufen zu wollen, sondern eher, dass die Großunternehmer erkennen, dass der Wunsch nach ökologisch und sozial gewonnenen Rohstoffen im Mobilfunkbereich vom Kunden gewünscht ist. Sie wollen vor allem eine Machbarkeit aufzeigen und eine Veränderung einleiten.

Den Link zum Interview und zur Website von Fairphone findest du nachstehend. Im Interview wird aber auch deutlich, das noch nicht alle verbauten Teile mit ruhigem Gewissen verbaut werden konnten und ein langer Weg vor der „Fairphonegemeinschaft“ liegt bis alle Teile „fairbaut“ sind. Der Grundstein für eine wegweisende Richtung ist jedoch gelegt und von den 20.000 Handys wurden bereits 11.203 verkauft, diese werden im Herbst 2013 an die ersten glücklichen „Fairphoner“ versandt. Die Gründer machen keinen Hehl daraus, dass sie sich eine sehr große Mission auferlegt haben und noch längst nicht alles fair läuft, aber es ist wünschenswert das sie Durchhaltevermögen mitbringen und ihr Ziel nicht aus den Augen verlieren. Die Unterstützung von Außen ist ihnen gewiss und die Vorbestellungen lassen ein klares Signal dafür erkennen.

Für mich heißt das, wenn ich mich in der nächsten Zeit entschließen sollte und mir ein neues Handy zulege, dann sind die 320€ gut investiert. Es wird bei der Lieferkette nicht nur auf die soziale Komponente geachtet, sondern auch was technische Punkte angeht, Wert auf eine nutzerfreundliche Bedienbarkeit, Reparaturtauglichkeit und Langlebigkeit gesetzt. Und ganz ehrlich, irgendwann geht´s auch nicht mehr günstiger wenn sozial-ökologische Belange Vorrang haben. Momentan funktioniert mein alter Knochen und meine Nutzungsansprüche sind gering. Ich werde das Fairphone noch als Zaungast weiter beäugen und mit Freude verfolgen was noch kommen mag und vielleicht eines Tages bin auch ich ein Teil der „Fairphonegemeinschaft“.

Quellen und Linkempfehlung
Die Fairphonewebsite lädt zum rumstöbern ein
Das Interview wurde mit Roos van de Weerd von „Fairphone“ geführt und der Bericht wurde von Markus Okur für die „Wirtschafts Woche Green“ veröffentlicht

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