08 Sep 2013
Papierzertifikate

Welche Papierzertifikate gibt es und was verbirgt sich dahinter?

zertifikateBeim verfassen meines Berichts über meine Geschäftsausstattung ist mir bewusst geworden, das nicht jeder etwas mit den Abkürzungen wie FSC, Blauer Engel, EU Blume und Co. anfangen kann. Geschweige denn das erklärt sich was dahintersteckt. Als ich mein Papier für meine Visitenkarten ausgewählt habe stand auf meiner „Papiereigenschaftsliste“ der Wunsch nach einem Papier mit dem „Blauen Engel Zertifikat“. Da es für mich das bekannteste und vertrauenswürdigste Siegel darstellt. Mir wurde kurz erklärt das es jedoch ab gewissen Papierstärken (Grammatur) nicht möglich sei aus technischen und Papierstabilitätsgründen komplett auf Altpapier zurück zugreifen, was eine der Voraussetzungen für das „Blaue Engel Siegel“ ist. Ich habe mich etwas für dich umgesehen und die die ich gefunden habe werde ich nun kurz erläutern.

Der Blaue Engel wurde 1978 gegründet und ist vermutlich das bekannteste und nachhaltigste Umweltzeichen. Vergeben wird er vom Deutschen Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e.V. in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt. Ich möchte hier nur seine Eigenschaften auf Bezug zum Papier nennen, jedoch befindet er sich auch auf vielfältigen anderen Produkten wieder. Die Zertifizierung unterliegt einer regelmäßigen erneuten Prüfung. Bei Papier müssen folgende beständige Kriterien eingehalten werden:

  • grafische Recyclingpapiere müssen zu 100 % aus Altpapier bestehen, davon müssen min. 65 % aus unteren und mittleren Altpapiersorten (Zeitschriften, Illustrierte etc.) bestehen
  • an den Umwelt- und Gesundheitsschutz durch Vermeidung des Einsatzes von problematischen Chemikalien und Hilfsstoffen, z.B. die Herstellung ohne Bleichmittel und optische Aufheller sowie die Erfüllung bestimmter DIN-Normen
  • geringer Wasser- und Energieverbrauch bei der Herstellung
  • Schonung der Wälder
  • Förderung der Kreislaufwirtschaft und die Erfüllung von technischen Normen für den Einsatz in modernen Bürogeräten und zur Archivierbarkeit.

Der Blaue Engel stellt die höchsten Anforderungen an Recyclingpapiere und wird als verlässlicher Wegweiser auf der Suche nach umweltgerechten Papierprodukten mit höchsten ökologischen Ansprüchen betrachtet. Das Hauptaugenmerk liegt auf der 100%tigen Nachhaltigkeit.

EU Ecolabel oder auch „Euroblume“ genannt, ist das Umweltzeichen der Europäischen Union und wird seit 1992 vergeben. Es ist ein freiwilliges und anerkanntes System zur Kennzeichnung von Waren und Papieren, die mit dem gleichen Gebrauchswert wie herkömmliche Produkte, über alle Lebenszyklen in der Summe geringere Umweltauswirkungen haben. Es soll dem Konsumenten bei seiner Kaufentscheidung unterstützen, umweltgerechte Produkte und Dienstleistungen zu berücksichtigen und dem Hersteller sollen Anreize gegeben werden effizientere Ressourcen zu nutzen, wie z.B. eine energieeffizientere Produktion. Die Vergabe des Labels erfolgt für einen begrenzten Zeitraum, danach wird der Hersteller/ das Produkt einer erneuten Prüfung unterzogen. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem gesamten Produktlebenszyklus, berücksichtigt werden:

  • Energie- und Wasserverbrauch,
  • Abfallwirtschaft,
  • Chemikaliennutzung und Luftemission.

In der Papierindustrie sieht es die Verwendung von Holzfasern aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern vor und es muss ein Mindestanteil von 50 % zertifizierter Fasern oder Recyclingmaterial Verwendung finden.

FSC steht für Forest Stewardship Council 1993 gegründet und ist eine gemeinnützige und unabhängige Organisation und dient der Förderung der verantwortungsvollen Waldwirtschaft. Die Organisation setzt sich für global gültige Regeln ein, um die ökologische sowie sozial korrekte Produktion von Holz zu gewährleisten. Zertifizierte Betriebe können ihre Produkte kennzeichnen und ermöglichen die Rückverfolgung zum Ursprung des Produktes und die Zusammensetzung kann nachvollziehbarer gemacht werden. Der Fokus liegt in der verantwortungsvollen Waldbewirtschaftung im besonderen:

  •   im Erhalt der biologischen Vielfalt und der Unversehrtheit der bewirtschafteten Wälder,
  • im Schutz der Rechte indigener Völker sowie
  • in der Wahrung von Arbeitnehmerrechten bei der Waldbewirtschaftung.

Der FSC hat vier verschiedene Papier-Zertifikate, von denen zwei für Frischfaser- sowie zwei für Recyclingpapiere gelten, diese beziehen sich auf die Herkunft der eingesetzten Faserstoffe und nicht auf den Weiterverarbeitungszyklus.

Der Nordischer Schwan ist eine Initiative der skandinavischen Länder und vom unabhängigen Institut für Normung SIS vergeben und von staatlichen Behörden in Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden verwaltet. Zu den 60 Produktgruppen, die vom nordischen Schwan bewertet werden, gehört auch grafisches Papier. Für die Kennzeichnung sind sowohl forstwirtschaftliche Aspekte, als auch die Herstellung von Zellstoff und Papier maßgeblich. Die ganzheitliche Ausrichtung ist mit der EU Ecolabel vergleichbar. Für die  Zertifizierung müssen z.B. grafische Papiere

  •  min. 15 % Holz aus nachhaltiger Waldwirtschaft,
  • oder min. 50 % Sägereiholz aufweisen,
  • strenge Auflagen für die Zellstoff und Papierfabriken beim Einsatz von Chemikalien und Energie, bei der Luft- und Wasseremission sowie der Abfallbewirtschaftung vorweisen.

Aus der Auswahl bestehender Organisationen und ihrer vielseitigen Ansprüche, insbesondere für den Bereich der ökologischen Papiererzeugung, hoffe ich ein wenig zur Sensibilisierung bei der Papierauswahl für deine Geschäftsausstattung behilflich zu sein. Dieser kleine Beitrag macht vielleicht aber auch deutlich, dass für die bestmögliche nachhaltige Verantwortung eine Kombination bei der Rohmateriallieferung, beim Herstellungsprozess und in der Weiterverarbeitung des gesamten Herstellungsprozesses nötig wäre. Es gibt heut einige Papiere mit mehrfacher Zertifizierung wie z.B. Cocoon von antalis. Ich finde eine Verunsicherung, durch den Zertifikatdschungel, nachvollziehbar. Ich baue auf die Glaubwürdigkeit der Hersteller und Zertifikaterteiler und bevorzuge Papiere mit diesen Informationen. Interessant sind vielleicht auch Papiere aus schneller nachwachsenden Rohstoffen wie Bambus. Jedoch ist das ein anderes Thema dem ich mich bei Gelegenheit widmen werde. Trotz des technischen Voranschreitens bleibt eine auf Papier geführte Kommunikation nicht immer aus und ermöglicht es somit weitere Sinne zu beanspruchen. – Das „Befühlen“ z.B.

Mich interessiert nun welches Papier du für deine Korrespondenz per Post verwendest und wie hoch schätzt du deinen Verbrauch von Geschäftspapier ein? Ich hoffe mein Beitrag war für dich hilfreich in Punkto Aufklärung zu Papierzertifikaten und falls dir noch eines fehlt- weißt du was du tun kannst. Ja genau, einen Kommentar hinterlassen. Merci.

Quellen und Linkempfehlung
Blauer Engel
EU-Ecolable
FSC-Zertifikat
Label-Online
Papierwende
Antalis

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